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Japan – Land der Gegensätze

Reise von Tokyo nach Kyoto (1): Religiöse und weltliche Tempel

Es ist Spätherbst, das Laub verfärbt sich zunehmend. Die Gruppenreise startet in Tokyo im Asakusa Bezirk. Das Hotel liegt an einer Strasse mit mittleren Häuserblocks aus den 1950er und 60er Jahren, an der Strassenkreuzung blinkende Leuchtreklamen. Ein paar Strassen weiter das alte Japan mit traditionellen Geschäften und Essbuden. Sie führen zum Donnertor, in welchem eine riesige 750 kg schwere rot- und blaubemalte Papierlaterne hängt, deren Farben Gewitterwolken und Blitze assoziieren sollen. Hinter diesem Tor führt ein von kleinen Souvenirständen gesäumter Weg zum Asakusa-dera, zu Tokyos ältestem buddhistischen Tempel. Der Legende nach geht dieser Tempel ins 7. Jahrhundert zurück. Trotz Zerstörung, Bränden, Erdbeben, Kriegen wurde er bis heute immer wieder im traditionellen Stil neu aufgebaut, wie viele andere Tempel Japans auch.

Eingang zum Asakusa-dera, Tokyos ältestem Tempel

Im Gegensatz dazu gehört das Regierungsgebäude aus dem Jahr 1991 zum modernen Tokyo. Das 243 m hohe Metropolitan Government Building steht im Stadtteil Nishi-Shinjuku. Die Besucher können kostenlos mit dem Lift auf die Plattform der Türme hochfahren und die 38-Millionenstadt bewundern, besonders auch die benachbarten Wolkenkratzer. Im Shinjuku Quartier ist nicht nur die Verwaltung angesiedelt, auch das Vergnügungsviertel, Kinos, Hotels, Warenhäuser und der kaiserliche Park. Wenn es dunkel ist, vibrieren die Strassen, Leuchtreklamen blinken, Ströme von Menschen überqueren die grösste und komplexeste Strassenkreuzung Tokyos. Und das funktioniert nur dank zahlreicher Polizisten, welche den Verkehr nebst Ampeln resolut dirigieren. Dazu sei auch erwähnt, wie diszipliniert die Japaner das Rotlicht respektieren, auch wenn weit und breit kein Auto kommt.

Dichtestress auf der Shinjuku Strassenkreuzung

Eine weitere Attraktion mit Aussichtsplattform ist der Skytree, der 634 Meter hohe Fernseh- und Rundfunksendeturm von 2012. Daneben steht das Hauptgebäude von Asahi Beer, ent­wor­fen vom fran­zö­si­schen Desi­gner Phil­ip­pe Starck. Er gab dem gol­de­nen Hoch­haus das Aus­se­hen eines vol­len Bier­gla­ses mit einer weis­sen Schaum­kro­ne. Über die direkt anschliessende schwar­ze Asahi Beer Hall mit einer gigan­ti­schen gol­de­nen Flam­me auf dem Dach wird gerne gewitzelt. Jeder Neuankömmling darf rätseln, was dieses Gebilde darstellen könnte.

Die Shintō-Schreine und buddhistischen Tempel sind die grossen kulturellen Sehenswürdigkeiten Japans. Auf unserer Reise begegneten uns vor allem Touristen aus asiatischen Ländern, insbesondere aus China. Auf unserem Programm stand der Besuch von rund einem Dutzend Schreine und Tempel. Für Japaner selbst gehört der Gang zum Tempel oder Schrein zum selbstverständlichen Alltag. Wir begegneten hier vielen Familien, auch ganzen Schulklassen in Schuluniformen. Auffällig war, wie diszipliniert die Schülerinnen und Schüler waren, dabei wirkten sie natürlich und fröhlich. Gegenüber Religionen ist Japan heute sehr tolerant. Überspitzt gesagt, besucht man bei Geburten und Neujahr den Shintō-Schrein, bei Lebensfragen und Beerdigungen den buddhistischen Tempel und bei Hochzeiten die christliche Kirche.

Shintoismus und Buddhismus, Japans bedeutendste Religionen, sind nicht immer leicht zu unterscheiden. Shintoismus wird mündlich überliefert, kennt keine heiligen Schriften, dafür spielen Geister und Naturgötter eine wichtige Rolle. Die Shintō-Schreine sind oft mit farbenfrohen Götterfiguren bestückt, die aber ebenso in buddhistischen Tempeln anzutreffen sind. Der Buddhismus wurde ab 552 in Japan eingeführt. Unter dem Einfluss einzelner Mönche entwickelten sich im Laufe der Geschichte verschiedene buddhistische Schulen und Sekten. In vielen buddhistischen Tempeln wird der namentlich bekannte Gründer verehrt, auch mit einem Porträt. Und die Mönche folgen dessen Ausrichtung, oft gemischt mit Shintō Elementen.

Rituelle Reinigung mit Wasser vor dem Tempelbesuch

Vor dem Tempelbesuch reinigt man sich symbolisch, um Buddha sauber das Gebet vorzutragen. Dafür gibt es hinter dem Haupttor eine Wasserstelle, aus der man mit einer Holzkelle etwas Wasser schöpft und sich rituell reinigt. Vor dem Tempel steht ein Weihrauchkessel, eine grosse mit Sand gefüllte Schale, in der zahlreiche Räucherstäbchen stecken. Hier stellt man sich für einen Moment in den Rauch oder weht ihn sich zu.

Rituelle Reinigung mit Rauch

Im Inneren des Tempels steht mitunter ein Holzkorpus, in den die Gläubigen mit einem Wunsch verbunden Münzen werfen. Probleme und Wünsche sind zentrale Motive für den Gang zum Tempel. Innerhalb oder auch ausserhalb der Tempel gibt es Möglichkeiten, sich von einem Schreiber einen Wunsch oder ein Problem auf einen Zettel schreiben zu lassen oder auch einen vorgedruckten Zettel zu erwerben. Man kann sein Anliegen auch selbst auf eine Holzschindel schreiben. Natürlich alles für ein kleines Entgelt. Dann hängt man den Zettel oder die beschriftete Schindel an eine spezielle Stelle im Tempel drin oder draussen auf eine dafür vorgesehene Holzwand und hofft, dass sich das Problem löst oder der Wunsch in Erfüllung geht. Die Priester sammeln diese Zettel und Schindeln abends ein und übergeben sie dem Feuer.

Gestell mit Wünschen auf Holzschindeln und Holzkorpus für den Opferbatzen

Kamakura, etwa 50 km südlich von Tokyo, ist berühmt für die mächtige 13 m grosse sitzende Buddhafigur aus Bronze, mit einem Gewicht von 121 Tonnen. Sie wurde im Jahr 1252 mit Spendengeldern hergestellt. Ursprünglich war sie mit Blattgold belegt und stand in einem hölzernen Schrein. Dieser stürzte jedoch immer wieder ein, deshalb steht sie seit 1498 im Freien. Durch eine Öffnung kann man auch in das Innere der Figur hineingehen und die kunstvoll aneinandergefügten Bronzeplatten bewundern. Diese monumentale mittelalterliche Buddhafigur ist eine technische Meisterleistung. Und sie strahlt grosse Ruhe aus.

Kamakura: Monumentale Buddhafigur aus Bronze aus dem 13. Jahrhundert

Dieser Reisebericht erscheint in vier Folgen: Teil 2 / Teil 3 / Teil 4

s.a. Eva Caflisch, Beitrag zur Ausstellung im Rietberg Museum, Zürich; «Nächster Halt Nirvana – Annäherungen an den Buddhismus», bis 31. März 2019

Alle Fotos:  © Ruth Vuilleumier

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