StartseiteMagazinKolumnenKräftig in die Pedale treten

Kräftig in die Pedale treten

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Nachdenklich schwinge ich mich in den Sattel. Nein, von Schwingen kann bei meinem verkalkten Knochengestell natürlich keine Rede sein. Also: Vorsichtig klettere ich in den Sattel und klammere mich an den Lenker. Von Vergnügen keine Spur, aber ich muss. «Das tut Ihrem Herzen gut», hatte der Kardiologe gesagt. «Das tut Ihrem operierten Knie gut», hatte der Chirurg gemeint. «Das tut der Arthrose in Ihren Füssen gut», hatte der Orthopäde dezidiert erklärt.

Also muss ich. Ich trampe jeden Tag (also fast jeden, mindestens jeden dritten, jedenfalls gelegentlich), und zwar präzis siebeneinhalb Kilometer, worauf ich mich fühle wie einst Ferdi Kübler nach einer 200-Kilometer-Soloflucht in der Alpenetappe der Tour de Suisse.

Zügig geht es heute los, ziemlich leichtfüssig der erste Kilometer. Die äusseren Bedingungen sind ideal: trocken, nicht zu warm, kein Windhauch. Und weil ich stets die genau gleiche Strecke fahre, kann ich im Halbschlaf meinen Gedanken nachhängen. Ich frage mich, ob meine angejahrten Jahrgänger auch müssen – jene, die am Stammtisch mit gespielter Bescheidenheit ihre zurückgelegten Kilometer und Höhenmeter zu Protokoll geben. Oder die ganz vergifteten Oldies, die durch halb Asien blochen (von der Gegend sehen sie kaum etwas), und als Dessert mit dem Bike noch den Himalaja durchqueren.

Ich reisse mich aus den Gedanken los, denn mittlerweile sind mein Atem kürzer und die Beine schwerer geworden. Doch das Sinnieren geht weiter. Velofahren ist zweifellos gesund, aber muss man auf Spazierwegen Fussgänger erschrecken, durchs Unterholz preschen und Wildtiere aufscheuchen? Oder ist es nötig, sonntags in einer Horde auf den Rennern auf Hauptstrassen den Seen entlang zu düsen und den übrigen Verkehr zu behindern? Wo bleibt da das Vergnügen?

Mittlerweile keuche ich wie eine Dampfloki, und der Schluck aus der Wasserflasche ist wohl verdient. Lange halte ich das nicht mehr durch – nein, ein Zuckerschlecken ist das nicht. Vor meinem inneren Auge sehe ich die Schlaueren, jene Legionen meist nicht mehr ganz junger Zeitgenossen und –innen, die aufs E-Bike umgesattelt haben. Und ich denke mit Schaudern an jene, die halbmotorisiert in einer Art und Weise unterwegs sind, dass sie für ihr Gefährt nicht nur einen Helm, sondern eigentlich auch einen Waffenschein bräuchten…

Die letzten 100 Meter – uff, geschafft! Total ausgek… klettere ich von meinem Hometrainer, der im hinteren Keller zwischen Weingestell und den alten Spielsachen unserer Kinder steht. Weit bin ich nicht wirklich gekommen bei diesem Treten an Ort, aber ich bin dabei gottseidank weder Mountenbike-Himalaja-Stürmern noch Seerundfahrt-Gümmelern noch E-Bike-Rasern begegnet. Nur mir selber.

Und der zufriedene Blick aus dem Kellerfenster bestätigt, dass es draussen nach wie vor in Strömen regnet.

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