StartseiteMagazinGesellschaftOrdnung für die "Letzten Dinge"

Ordnung für die «Letzten Dinge»

Alt werden und sterben ist heute nicht mehr einfach. Bürokratisch gesehen. So viel sollte geregelt, abgesprochen, bevollmächtigt werden. Das «Goodbye-Buch» ist dafür ein neuer Leitfaden.

Ist doch alles geregelt, denken sich die Meisten im Seniorenalter. Ein Testament liegt seit Jahren beim Notar, eine Patientenverfügung noch etwas länger in der Schreibtischschublade.

Von aussen sieht es aus wie ein schöner Fotoband. Aber das Goodbye-Buch ist eine wertvolle Hilfe bei der Regelung der «Letzten Dinge».

Der Ehepartner, ein Nachkomme oder ein Freund hat bereits heute die Vollmacht über die Konti auf der Bank und in einem Anhang zum Testament ist sogar festgehalten, dass die nervige Cousine nicht zur Trauerfeier eingeladen werden soll und dass es auf dem Sarg ja keine roten Nelken haben darf. Weil rote Nelken einfach das Letzte sind.

Leitfaden als Diplomarbeit

«Loslassen können ohne Stress und Streit» wünscht sich jeder und Helena Sidler-Arnold aus dem zürcherischen Wolfhausen hat sich in ihrer Diplomarbeit an der Chefarztsekretärinnen-Schule genau mit diesem Thema befasst.

Denn in den einzelnen Mappen finden sich alle nötigen Informationen, die am Ende des lebens und nach dem Tod wichtig sind. (©Helena Siedler)

Die erfahrene Fachfrau, die seit 30 Jahren als Arztsekretärin in Spitälern tätig ist, weiss, wovon sie spricht. So oft hat sie hilflose Patienten und Angehörige erlebt, die sich wegen eines Notfalls schnellstmöglich durch den Bürokratiedschungel durchackern, durchfragen mussten.

Zwar gibt es Einiges an Ratgeberliteratur, das hilft, diese «Letzten Dinge» zu regeln. Aber was nützt das, wenn die Dokumente teils beim Notar, teils im eigenen Haushalt oder in einem Safe liegen und die Vollmachten von Banken und Institutionen nicht anerkannt werden?

Alles an einem Platz

Helena Sidler hat deshalb einen eigentlichen Organizer geschaffen, der von aussen aussieht wie ein schönes Fotobuch. Zu jedem Themenbereich gibt es eine feste Kartonmappe, in die die entspechenden Verfügungen oder Dokumente abgelegt werden können. So ist alles an einem Ort zusammengefasst.

Das ist aber noch lange nicht alles. Zu jedem «Programmpunkt» gibt es ein Merkblatt, wo kurz und klar all das festgehalten wird, was es zu beachten gibt. Oder haben Sie gewusst, dass ein Testament nicht in einem Bankschliessfach aufbewahrt werden sollte? Denn dieses würde im Todesfall sofort gesperrt und erst bei Vorliegen eines Erbscheines wieder freigegeben.

Helena Sidler-Arnold ist selber erstaunt, wie gross die Nachfrage nach ihrem Leitfaden ist. (B.Reichlin)

Und weil ein Testament in der Regel erst nach der Beerdigung eröffnet wird, sollten die individuellen Bestattungswünsche auch separat festgehalten werden – in Helena Sidlers «Goodbye»-Buch zum Beispiel in einer eigens dafür angelegten Mappe. Dort sollten dann auch die Adressliste derjenigen Personen liegen, die via Todesanzeige informiert werden müssen und die Wünsche, wie die Abdankungsfeier gestaltet werden soll (Musik, Pfarrer, Leidmahl). Auch die nervige Cousine bekommt hier einen eigene Notiz. Die Nelken natürlich auch.

Stolperfallen beim Erben

Auch die organisatorische Aspekte wie die Patientenverfügung, der Vorsorgeauftrag, die beim Notar auszufertigende Generalvollmacht – «normale» Bankvollmachten gelten dann nicht mehr, das heisst, die Konti bleiben bis nach dem Erbgang gesperrt, weshalb jeder Ehepartner auch ein eigenes «Notfallkonto» besitzen sollte – oder die Ernennung eines Willensvollstreckers liegen je in einer separaten Mappe. Immer mit den nötigen Erläuterungen. Und mit vielen nützlichen Hinweisen. Oder hätten Sie gewusst, dass im Falle einer auszuschlagenden Erbschaft, gar nichts aus dem Haushalt des Verstorbenen entfernt werden darf? Wird etwas mitgenommen, ein kleines Andenken zum Beispiel, gilt die Erbschaft rechtlich als angenommen. Samt Schulden, im dümmsten Fall.

Formulare griffbereit

Das Merkblatt «Adressliste, Accounts und Passwörter» bildet den Schluss dieser umfassenden Auslegeordnung der «Letzten Dinge» eines jeden Menschen. Helena Sidler hat nicht nur sorgfältig recherchiert, sie hat sich auch bemüht, praxisnah zu informieren. So fehlen weder Hinweis zu Organisationen oder Fachstellen, bei denen zusätzliche Unterlagen oder weiterführende Merkblätter angefordert werden können, noch die ungefähren Notariatskosten, die bei amtlich zu beglaubigenden Dokumenten im Einzelnen anfallen.

Ob ihre «Goodbye»-Mappe praxistauglich ist, hat sie ebenfalls geprüft und das ganze Werk mit ihren Eltern «durchgearbeitet». «Eine grosse emotionale Leistung», meint sie. «Aber es hat sich gelohnt. Und wir konnten über alles reden, und das hat, nebst dem praktischen Aspekt, einfach auch gut getan.» Eben: «Loslassen ohne Stress und Streit», wie es im Untertitel ihrer Goodbye-Mappe heisst.

Das «Goodbye-Buch. Loslassen ohne Stress und Streit » kann bei Helena Sidler-Arnold unter www.goodbye-buch.ch für 190 Franken bezogen werden.

Am 29.Juni führt die Autorin im Gartencenter Meier in Dürnten im Zürcher Oberland ab 13.30 Uhr einen Informationsanlass mit kleinem Workshop durch. Nähere Infos unter www.meier-ag.ch/cms/gartenkurse.

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