StartseiteMagazinKulturWohl bekannt - doch unerkannt

Wohl bekannt – doch unerkannt

Herausgepickt aus Berns Quartieren: Sichtbare Kunstwerke, Figuren in gewaltigen Formaten oder gehauen in Stein in schwindelnder Höhe.

Geht es Ihnen auch so? Sie wohnen 5 oder gar 29 Jahre in Ihrem Quartier, Sie gehen täglich an den gleichen Gebäuden, Plätzen, Parkanlagen und Kunstwerken vorbei. Sie nehmen sie wahr, bleiben vielleicht irgendwann mal stehen, und doch gehört es zum Alltäglichen, das in Sekundenschnelle vergessen ist.

Ich bin absolut keine Kunst-Abstinenzlerin, ganz im Gegenteil. Ich besuche regelmässig Ausstellungen, nicht nur in Bern, nein, auch in Zürich, Luzern, Genf, Rom, Barcelona, Venedig, Kassel, Mainz oder New York…

Aber erst durch meinen Freund, der ein Faible für Skulpturen und Plastiken hat, lernte ich einen Künstler kennen, dessen Werke unser Stadtbild kaum wie ein anderer prägt. Etienne Perincioli arbeitete seit 1908 in Bern, schmückte die Stadt mit Plastiken und Reliefs im Stile seiner Zeit. Sohn Marcel (1911-2005) führte diese Arbeit auf seine Weise fort. Ihre Werke gehören zum Berner Stadtbild wie die Türen der Nydeggkirche oder der Kentaur vor der Kunsthalle und die Art Deco- Reliefs am Kino Splendid.

Der Speerwerfer

Fünf Jahre wohnte ich im Osten Berns. Von meinem Wohnzimmerfenster aus sah ich ihn täglich, er fiel auf, beeindruckte mich an seinem Standort, dem Haus des Sports, der 2.7 Meter grosse Speerwerfer. Heute steht er übrigens vor dem Haus des Sports im Talgutzentrum Ittigen. Der Künstler: Marcel Perincioli, 1963/64.

Das Tor zu Andacht und Stille

Wie oft bin ich über die Nydeggbrücke, an der Nydeggkirche vorbei in die Stadt spaziert oder unterhalb durch das Nordportal in die Kirche eingetreten. Ja, ich habe die beiden reliefartigen Bronzetürentüren gesehen, sie jedoch nie näher betrachtet. Die Türe des Nordportals erzählt Szenen aus dem Leben Jesu. Die zweite Türe, die als Kircheneingang von der Nydeggbrücke her dient, schildert das Geschehen der Passion Christi bis hin zu seiner Auferstehung. Der Künstler: Marcel Perincioli, 1953 – 1955.

 

 

 

Der Schutzpatron und sein Engel

Immer wieder fuhr ich mit dem Auto der Viktoriastrasse entlang. Meinen Blickwinkel auf die Strasse fokussiert, bemerkte ich ihn nicht «Florian und sein Engel» das Relief an der (alten) Feuerwehrkaserne. Der Künstler: Marcel Perincioli 1943.

Stefanie Christ schrieb in einem Zeitungsartikel (2011): «Eine der prominentesten Arbeiten Perinciolis bewacht die Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr Bern. Aus der Fassade ihrer Kaserne an der Viktoriastrasse hat der Künstler Florian, den Schutzpatron der Feuerwehr, sowie eine Engelsfigur herausgemeisselt. „Auf einer Fotografie ist zu sehen, wie mein Vater auf einer schmalen Leiter steht und daran arbeitet“, sagt sein Sohn Lorenz.«

 

 

Die Antenne aus dem Radiostudio

Mindestens drei Mal pro Woche joggte ich frühmorgens entlang der Schwarztorstrasse an einer Bronzeplastik vorbei. Sie steht direkt vor dem Radiostudio Bern. Ja, sie fiel mir auf, einmal von dieser Seite kommend, einmal von der andern Seite mich nähernd. Aber weder blieb ich stehen, noch erkundigte ich mich nach dem Urheber. Der Künstler: Marcel Perincioli, 1973.

 

 

 

Das Spiegelbild

Seit 29 Jahren wohne ich im Länggassquartier. Seit dieser Zeit bewundere ich diese Skulptur. Ich könnte fast sagen, ich sei in sie verliebt. Ein Jüngling kniet an einem Teich. Hier habe ich nicht ein allzu grosses schlechtes Gewissen, nichts über diesen Hübschen zu wissen, denn er kniet im geschlossenen Park des Staatsarchivs. Ich sehe ihn nur aus einiger Distanz, im Winter mit Schnee auf Kopf und Schultern im Sommer und Herbst von Bäumen und Sträuchern halb verdeckt. Neunundzwanzig Jahre! Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel zum Thema Wasser, Wellen und Spiegelungen für den Unterricht im Bildnerischen Gestalten. Natürlich erwähnte ich Narziss, der schöne Sohn des Flussgottes Kephissos und der Leirope, der sich in sein Spiegelbild verliebte, nicht erkennend, dass es sein eigenes ist. Jetzt erkenne ich ihn: Narziss. Der Künstler: Marcel Perincioli, 1939.

 

 

 

Bildnachweis:

Der Speerwerfer, Foto: Haus des Sports

Bronzetüre Nydeggkirche, Foto: Urs Mosimann

Florian und sein Engel, Foto: Urs Mosimann

Bronzeplastik vor Radiostudio Bern, Foto: Urs Mosimann

Narziss, Staatsarchiv Falkenplatz, aus dem Buch Perincioli, Verlag Stämpfli, Bern 1990

http://www.perincioli.ch

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